24. September 2013 (Aktualisiert: 16. September 2018)
Göttliches Großreinemachen
Die Arche Mord
Jedes religiös zu schädigende Kind wird im Zuge der Indoktrination früher oder später auch die biblische Geschichte vom großen Rohrbruch und den zweifelhaften Schiffsbaukünsten des ewigen Rentners Noah zu hören bekommen. Ungeachtet der Tatsache, daß dieses absurde Märchen schon jede gesunde Logik eiskalt über den Haufen fährt, wird insbesondere die zugrundeliegende Grausamkeit Gottes gerne ausgeblendet. Selbst viele Kindergärten tragen implizit „Genozid“ in ihrem Namen.
Historische Ursprünge
Die Flutgeschichte der Bibel ist weder neu noch sonderlich originell. Nach heutigen Maßstäben müßte sie sogar als dreistes Plagiat gelten, denn weite Teile davon finden sich bereits im deutlich älteren Gilgamesch-Epos und anderen Schriften. Die Entstehung des Mythos führt weit zurück in die Zeit der alten Sumerer und läßt durchaus einen wahren Kern vermuten. Doch von einer weltweiten Flut, wie die Bibel sie behauptet (möglicherweise auch nur aufgrund eines Übersetzungsfehlers), sind die historischen Tatsachen weit entfernt.
Legt man die Entstehungszeit sowie den Ursprungsort in Mesopotamien, dem heutigen Irak, zugrunde, dann gibt es tatsächlich geologische Hinweise auf eine verheerende Flut im Zweistromland zu Noahs Zeiten. Läßt man zudem mythische Ausschmückungen und Übertreibungen der Erzähler einmal außer acht, so lassen sich durchaus historisch plausible Hintergründe rekonstruieren.
Die Vorstellung eines riesigen Holzschiffes gehörte jedoch schon damals ins Reich der Legenden. Ein schwimmfähiges Schiff mit den in der Bibel angegeben Maßen allein aus Holz zu konstruieren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Gemäß den babylonischen Texten ist ein kleineres Handelsschiff bzw. ein geschickt konstruierter Schiffsverband sehr viel wahrscheinlicher. Der literarische Vorgänger Noahs wäre als Besitzer von Silber und Gold demnach ein ranghoher sumerischer Kaufmann gewesen. Sein Schiff diente auch nicht der Rettung vor einer Flut, sondern dem Transport damals üblicher Handelswaren wie Getreide, Vieh und Bier.
Alle damaligen großen Handelszentren wie z.B. die Stadt Ur lagen am Ufer des Euphrats. Teile dieses Flusses waren nur bei Hochwasser passierbar, so daß die Transporte zu Wasser stets erst nach der Schneeschmelze in den armenischen Bergen im Juli erfolgen konnten. Wenn sich jedoch zeitgleich mit dem Schmelzwasser auch noch ein heftiges Unwetter entlud, konnte der ansonsten friedliche Euphrat zu einer reißenden Flut anschwellen und weite Landstriche der mesopotamischen Tiefebenen überschwemmen.
Von solch einem seltenen Ereignis berichten auch die babylonischen Schrifttafeln: Mit knapper Not gelang dem Händler und seinen Begleitern die Flucht mit dem Schiff. Den Fluten ausgeliefert trieben sie bis in die salzigen Wasser des Persischen Golfs, bis sie nach mehreren Tagen schließlich am Ufer strandeten.
Ob es sich damals tatsächlich so zugetragen hat, bleibt unklar. Hinweise auf regionale Flutkatastrophen sind jedoch eindeutig nachweisbar und viele Inhalte der alten Schriften lassen sich auch historisch plausibel einordnen. Was dann jedoch jahrhundertelange „Stille Post“ sowie insbesondere die Autoren der Bibel daraus machten und zu welchem Zweck, steht auf einem anderen Blatt.
Biblische Anpassungen
Über die Jahrhunderte hinweg wurden diese Erzählungen in unzähligen Versionen weitergegeben, wobei stets auch Erinnerungen und Anschauungen des Erzählers Einzug in die Geschichte hielten. Rund 2.000 Jahre später könnten die alten Schriften schließlich jüdischen Schriftgelehrten in die Hände gefallen sein, welche die Bibel schrieben und die alten Texte für ihre Zwecke umdeuteten sowie abermals erweiterten. Die historische Authentizität trat immer weiter in den Hintergrund, während die Verbreitung des eigenen Aberglaubens und der eigenen Moralvorstellungen zur primären Aufgabe wurden: Wer Gott nicht ehrt, der wird bestraft. Und die biblische Erzählung ist hierbei nicht gerade zimperlich.
Legt man biblische Angaben zugrunde, dann läßt sich der Zeitpunkt der Sintflut grob auf etwa 2500 v. Chr. datieren. Zu jener Zeit lebten weltweit geschätzt etwa 20 Millionen Menschen. Von diesen überlebten lediglich 8 Menschen, also gerade einmal 0,00004% der damaligen Weltbevölkerung. Hier von einem Genozid zu sprechen, ist noch deutlich untertrieben. Keine Epidemie und kein Kriegsverbrecher der Neuzeit haben es fertiggebracht, 100% der Menschen auszurotten – dieser Preis gebührt allein Gott.
In Kinderbibeln und Kindergottesdiensten wird dieser Massenmord gerne verharmlosend (also ganz „kindgerecht“) als lediglich „schlimme Überschwemmungskatastrophe“ umschrieben. Dabei wird geflissentlich verschwiegen, daß diese weltweite „Überschwemmung“ von einem einzelnen Wahnsinnigen ganz bewußt und in voller Tötungsabsicht herbeigeführt worden war, um eine Handvoll Menschen zu bestrafen. Doch statt von der ihm immer wieder zugeschrieben Allmacht Gebrauch zu machen und gezielte Strafen zu verhängen, setzte dieser unfähige Gott rücksichtslos kurzerhand die gesamte Welt unter Wasser und rottete nahezu alles Leben aus.
Selbst wenn man wohlwollend unterstellen mag, daß in der ursprünglichen Fassung der Bibel nicht die gesamte Erde von der Flut betroffen war, sondern lediglich eine begrenzte Region und die „Globalisierung“ erst durch einen Übersetzungsfehler bzw. eine sprachliche Mehrdeutigkeit im Original entstand, bleibt der grausame Aspekt der gnadenlosen und völlig unangemessenen Strafe Gottes bestehen. Zudem wird in der heute gängigen und verbreiteten Fassung die Sintflut praktisch ausnahmslos als weltweites Ereignis dargestellt.
Die Arche ist somit in keinster Weise ein Symbol der Hoffnung, zu dem sie gerne verklärt wird, sondern ein Symbol des Genozids und schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit, verübt von einem rachsüchtigen Psychopathen. Da hilft auch ein Regenbogen nichts mehr.
Rechtfertigungsversuche
Aus religiösen Kreisen werden gerne Vergleiche angestellt, um die Sintflut als angeblich gerechte Strafe Gottes an sündhaft gewordenen Menschen zu verklären. Ein Beispiel (Zitat Bibelbund):
„Wer in der Schule abschreibt, wird bestraft; wer im Fußball eine Tätlichkeit begeht, bekommt die rote Karte gezeigt. Wer zu schnell fährt, muss bezahlen oder sogar den Führerschein abgeben. Wer schwere Verbrechen begeht, muss sie im Gefängnis abbüßen. Und der Mensch soll gegen seinen Schöpfer sündigen können, ohne dafür bestraft zu werden? Er hat sich gegen seinen Wohltäter aufgelehnt und gemeinsame Sache mit seinem Widersacher gemacht. Er ist schuldig und hat die Strafe wirklich verdient.“
Gegen eine gerechte Strafe ist sicherlich nichts einzuwenden, sofern sie tatsächlich gerechtfertigt und vor allem angemessen ist. Doch nach Gottes Logik der Sippenhaft und seiner Methode der „Rasenmäher-Bestrafung“ (nicht ein einzelner Halm, sondern alle werden einen Kopf kürzer gemacht) würde die gesamte Schule durchs Abitur rasseln, beide Fußballmannschaften würden komplett vom Platz gestellt, die Straßen wären autofrei und neben dem Straftäter wären auch seine gesamte Verwandtschaft sowie sämtliche Nachbarn der Straße inhaftiert.
Die Gläubigen werden sicherlich auch plausibel erklären können, warum selbst Kleinkinder und Neugeborene schon Sünder waren und den Tod verdient hatten. Von den unzähligen ermordeten Tieren ganz zu schweigen – wie kann ein Tier vom Glauben abfallen und sich gar gegen Gott „auflehnen“?
Beim Wort genommen
Die bis in den Wahnsinn übersteigerte Absurdität des biblischen Sintflutmärchens läßt sich am besten und einfachsten veranschaulichen, indem man es einigen naturwissenschaftlichen Fakten gegenüberstellt. Manche Gläubige werden jetzt einwenden, man dürfe solche Erzählungen nicht wörtlich nehmen, sondern müsse sie im historischen Kontext interpretieren bzw. „symbolisch“ sehen – nein, muß man nicht! Erstens ist dies mehr oder weniger nur eine gern genutzte Ausrede Gläubiger auf unerwünschte Kritik, denn wenn es den Religionsvertretern in den Kram paßt, dann wird plötzlich doch wieder großer Wert auf wörtliche Auslegung der Bibel gelegt. Zum anderen gibt es auch genügend gläubige Fundamentalisten und ähnliche geistig Behinderte wie z.B. Kreationisten, welche die Bibel tatsächlich als „Gottes Wort“ ansehen und sich jeglichen Zweifel am Geschriebenen verbitten.
Also werden wir uns nicht mit Gott streiten und nehmen die Bibel beim Wort:
Sähe man die Flut als regionales Ereignis und nähme die konkreten Angaben der Bibel dazu, so ergäben sich etwa 260 Tiere an Bord – ein lösbares Problem. Aber heutzutage wird die Sintflut generell als weltumspannend angesehen und entsprechend gepredigt, somit müssen auch alle Tier- und Pflanzenarten in Betracht gezogen werden.
Eine Studie von 2011 schätzt die Artenzahl auf 8,7 ± 1,3 Millionen, andere Schätzungen gehen von 13-20 Millionen aus. Vor 5.000 Jahren sah es nicht deutlich anders aus. Aber wir wollen Noah und seine Familie nicht überfordern und gehen daher mal von 10 Millionen Arten aus, von denen die meisten aber eine lange Flut nicht überlebt und somit hätten an Bord sein müssen.
Noah blieben 7 Tage Zeit, um alle nötigen Tierchen und Pflanzen einzusammeln. Dabei stellt sich die Frage, wie z.B. Eisbären, Pinguine oder auch Kängurus und Koalas aufs Schiff kamen – so ein Weg um den halben Planeten dauert selbst mit einem Flugzeug mehr als 10 Stunden.
Was war eigentlich mit der Rückreise – hat Noah sie nach der Flut alle wieder zu Hause abgesetzt oder sind z.B. die Kängurus mit den Koalas an der Hand als Reisegruppe nach Australien gelaufen, ohne nasse Füße zu bekommen? Und wurden ihnen kleinere Tiere mit Hilfe von Vulkaneruptionen ballistisch hinterhergeschossen, wie manche besonders kompetente Kreationisten glauben?
Standen die ganzen Aquarien und Terrarien auf einem eigenen Deck, um nicht von umhertollenden Elefanten und Nashörnern zertrümmert zu werden? Schließlich mußten auch zahlreiche Reptilien, Insekten und Fische gerettet werden, denn die globale Durchmischung von Süß- und Salzwasser wäre vielen Tierarten nicht gut bekommen.
Danke übrigens an Noah, daß er – penibel wie er war – auch Obstfliegen, Stechmücken, Kopfläuse und Silberfischchen eingesammelt hat. Ohne diese würde der Welt wirklich was fehlen.
Was gab es eigentlich zu essen? Hat die Arche jeden Tag bei einem göttlichen „Sail-In“ angelegt oder war genügend Nahrung für ein gesamtes Jahr an Bord? Muß ja wohl, denn sonst hätten sich doch die Pflanzenfresser über das Grünzeug hergemacht, die Fleischfresser hätten derweil die Pflanzenfresser vernascht und der Rest wäre irgendwann verhungert.
Wer ißt, muß natürlich auch trinken. Das Meerwasser war vermutlich salzig, also brauchte es große Mengen Frischwasser. Der Regen hätte dafür aber bei weitem nicht ausgereicht. Gab es also womöglich ein zweites und drittes Schiff, eine geheime Flotte von Tankern?
Hoffentlich gab es keine Probleme mit den Bibern, keinen Streit um die Toiletten und auch keine allzu große Langeweile unter den Tieren …
Jeder Zoo der Welt hat hunderte von Angestellten für ein paar tausend Tiere. Wie ein kleines Grüppchen von acht Menschen mehrere Dutzend Millionen Tiere und Pflanzen pflegen und versorgen will, wissen wohl nur sie selbst.
Nach gängiger Darstellung hatte die Arche keine Fenster, sondern war eher ein schwimmender Sarg. War ein Arzt an Bord, um bei einem Jahr in Dunkelheit kranke und depressive Tiere behandeln zu können?
Einige Kulturen der Welt scheinen die Sintflut verpaßt zu haben, so haben sich z.B. die chinesischen, ägyptischen, indischen und viele andere Dynastien auch während des Jahres der großen Überschwemmung und auch danach lückenlos weiterentwickelt. Genaugenommen hat sich eigentlich die gesamte Welt ohne Unterbrechung weiterentwickelt. Das hätte Gott vorher besser kommunizieren sollen, um derartige Patzer zu vermeiden. Oder aber er hat hinterher die Geschichtsbücher gefälscht.
Wurde die Taube verhört, wo sie den Ölzweig geklaut hat? Schließlich kann sie den nicht selbst gefunden haben, denn die Baumgrenze lag für lange Zeit ein paar Kilometer unter dem Meeresspiegel – dort hätte keine Pflanze die Flut überlebt. Der Planet war nach der Flut praktisch tot.
Wo ist eigentlich das ganze Wasser hin verschwunden? Schon das Auftauchen solch gewaltiger Wassermengen, um den Meeresspiegel mehrere Kilometer ansteigen zu lassen, ist rätselhaft. Hat Gott danach kurzzeitig noch ein paar zusätzliche Sonnen angeknippst, um das Wasser verdunsten zu lassen? Mit nur einer einzigen Sonne hätte die Zeit seit Anbeginn des Universums wohl nicht ausgereicht.
Man mag sich kaum vorstellen, was sich nach erfolgreicher Landung auf dem Berg Ararat und dem Verlassen der Arche abgespielt haben muß: Ein Jahr lang mußten die Tiere enthaltsam leben, nun durften und mußten sie sich vermehren, praktisch „zwangsläufig“ im doppelten Sinne. Mangels Alternativen haben die direkten Nachkommen dann fröhlich inzestuös miteinander …
Und wahrscheinlich hat Gott heimlich auch noch fleißig nachgeschöpft, denn die meisten Tiere hätten bei nur noch zwei Exemplaren gar nicht genügend Nachkommen in kurzer Zeit hervorbringen können, um ihre Art zu erhalten; von den Erbkrankheiten und Gendefekten der dritten Generation ganz zu schweigen. Wahrscheinlich hätten nur Ratten und anderes Ungeziefer überlebt, wie man es noch heute in jedem Gotteshaus findet.
Ja, das war schon nicht einfach damals für Noah und seine Familie. Aber ganz offensichtlich haben sie alle Widrigkeiten und auch die lästigen Naturgesetze überwinden können, sonst sähe die Welt heute bestimmt anders aus. Und die Bibel hat schließlich immer Recht, ist sie doch Gottes Wort.
Fazit
Unterm Strich ist und bleibt die Geschichte der Arche Noah und der Sintflut ein von vorne bis hinten absurdes Märchen mit einem der grausamsten Massenmorde der Bibel als Ausgangspunkt. Der „liebe“ Gott übertrifft sich hier in seinem Bestrafungswahn selbst. Die historischen Ursprünge lassen sich noch halbwegs plausibel deuten, doch die aufgeblähte biblische Version ist nur noch ein einziger Widerspruch und zeugt in jedem Vers von eklatantem Unwissen der Autoren. Auch der angeblich allmächtige Gott kommt hier schlecht bei weg, offenbart er doch seine himmelschreiende Inkompetenz beim Bestrafen allein der Menschen, die sich tatsächlich schuldig gemacht haben.
Ein solches Machwerk gehört in keine Predigt und schon gar nicht in Kinderhände. Ebensowenig ist einzusehen, warum der Name „Arche“ als etwas Positives gesehen wird: Aus purer Rachsucht heraus wurde nahezu das gesamte Leben auf dem Planeten ausgelöscht – das hat nichts mit Moral oder gar Hoffnung zu tun. Wie üblich werden dank religiös induzierter selektiver Wahrnehmung allein die positiven Aspekte betrachtet und die negativen ignoriert bzw. schönfärberisch verfälscht.
Aber auch ein Regenbogen und eine Taube täuschen nicht über das erfolgte Verbrechen hinweg, ebensowenig wie ein Strauß Blumen und eine Flasche Sekt an den einzigen Überlebenden einer Massenhinrichtung den Diktator in ein besseres Licht rücken würden.