13. März 2017 (Aktualisiert: 13. März 2017)
Mythos Flache Erde
Das Sch(l)üsselexperiment
Eines der wichtigsten „Argumente“ der Anhänger des Flache-Erde-Mythos ist die selbst wissenschaftlich begründbare und unbestrittene Tatsache, daß uns der Horizont z. B. am Meer immer und ausnahmslos als flach erscheint. Daraus wird jedoch messerscharf geschlußfolgert, daß es hierfür nur eine einzige Ursache geben kann, nämlich eine flache und keine runde Erde. Ein primitives Experiment widerlegt diese Annahme.
Vorüberlegungen
In der Vorstellung der Flacherdler müßten wir bereits bei Beobachtungen des Horizonts von einem Strand aus die Krümmung der Erdoberfläche erkennen können, und zwar von links nach rechts. Daß die Wölbung der Wasseroberfläche tatsächlich zu erkennen ist anhand von weit entfernten Objekten, welche langsam und stets von unten nach oben hinter dem Horizont verschwinden, wird im Flache-Erde-Modell mit einer halsbrecherischen Interpretation von Perspektive versucht zu erklären. Die real nicht sichtbare Wölbung in horizontaler Richtung hingegen wird gefeiert als vermeintlicher Beleg für die Flachheit der Erde.
Tatsächlich jedoch muß auch auf einem Globus von der Größe unserer Erde der Horizont von einem Standpunkt knapp über Meereshöhe aus als eben erscheinen – es geht gar nicht anders. Die Erklärung hierfür ist ziemlich banal und bereits einem Schulkind mit Grundkenntnissen in Geometrie vermittelbar. Eine einfache Grafik soll das veranschaulichen.
Nehmen wir als Beispiel einen Beobachter an einem beliebigen Punkt auf dem Globus, hier der Einfachheit halber dem Nordpol, den Blick in Richtung des markierten Punktes P1 gerichtet. Die dort in horizontaler Richtung sichtbare, erwartete Erdkrümmung wird beschrieben durch einen den Punkt P1 schneidenden sogenannten Großkreis, welcher die gesamte Erde mit größtmöglichem Radius umschließt, im Bild rot dargestellt. Das Problem: Von diesem Großkreis ist außer dem Schnittpunkt P1 mit dem Horizont gar nichts zu sehen.
Drehen wir den Blick des Beobachters etwas weiter nach rechts in Richtung des markierten Punktes P2. Hier zeigt sich dieselbe Situation – die durch den schneidenden Großkreis, im Bild orange, beschriebene Erdkrümmung ist außer in genau diesem einen Punkt nicht erkennbar. All diese einzelnen Punkte zusammen ergeben bei einer vollständigen 360°-Drehung des Beobachters um seine eigene Achse den im Bild gelb dargestellten, horizontalen Kreis.
Tatsächlich also beschreibt der für uns sichtbare Horizont einen Kreis um uns herum, auf welchen wir stets unter einem sehr flachen Winkel hinabschauen. Am Strand eines Meeres in einer angenommenen Sichthöhe von 2 m über dem Meeresspiegel und einem mittleren Erdradius von 6370 km beträgt dieser Blickwinkel auf den Horizont hinab gerade einmal 0,045°, aus einem Flugzeug in 10.000 m Höhe sind es auch nur rund 3,2°.
Das Experiment
Um die sichtbaren Folgen eines derart flachen Winkels hinab auf einen Kreis zu verdeutlichen, genügt eine einfache Salatschüssel und eine Kamera, welche knapp über dem Schüsselrand auf den gegenüberliegenden Rand gerichtet ist. Zwei kleine Markierungen begrenzen ein Blickfeld von rund 120°, was grob dem entspricht, was die menschlichen Augen binokular, d. h. mit beiden Augen gleichzeitig, wahrnehmen können. Das sichtbare Hineinragen der Markierungen in die Schüssel belegt zudem, daß die Kamera leicht erhöht steht und sich nicht auf gleicher Höhe wie der Schüsselrand befindet. Der Winkel ist gering, dürfte aber immer noch deutlich größer sein als die 0,045° an einem Strand.
Das Ergebnis fällt erwartungsgemäß aus – es zeigt sich ein perfekt gerader „Schüsselhorizont“ mit nicht dem Hauch einer Krümmung, obwohl die Kamera auf den an sich runden Rand hinabschaut. Warum also sollte man dann an einem Strand unter einem noch viel kleineren Winkel eine Krümmung des Horizonts in horizontaler Richtung erwarten? Das ist geometrisch unmöglich und damit kein Widerspruch zu einer runden Erde.