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Currywurst-Museum
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2013

17. Februar 2013 (Aktualisiert: 8. August 2013)

Scheinheilige Kirchen

Gelebte Nächstenliebe

Toleranz, Respekt, Nächstenliebe – die christlichen Kirchen sind stets ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, diese Werte für sich einzufordern. Aber was man für sich selbst in Anspruch nehmen möchte, das sollte man umgekehrt auch anderen, insbesondere auch Anders- bzw. Nicht­gläubigen, zugute kommen lassen. Allerdings hörte es da bei der Kirche schon vor 2.000 Jahren mit der Toleranz ganz schnell wieder auf. Und etliche Beispiele zeigen, daß sich daran bis heute nichts geändert hat. Selbst in Einrichtungen, die zum größten Teil oder gar zu 100% von der Allgemein­heit finanziert werden, setzt die Kirche ihr mittel­alterliches, menschen­verachten­des Kirchenrecht durch. Die propagierte Nächsten­liebe dient zumeist lediglich dem Erhalt verkrusteter Macht­gefüge, dem ideolo­gischen Eigennutz der Mission und nicht zuletzt dem eigenen Wohlstand.

  1. Friede sei in diesem Hause
  2. Ihr Kinderlein kommet
  3. Vergib ihnen nicht, denn sie wissen, was sie tun
  4. Ehebruch im Kindergarten
  5. Selig sind die Barmherzigen – aber arbeitslos
  6. Geben ist seliger denn Nehmen – aber unprofitabel
  7. Weitere christliche Herzlichkeiten
  8. Fazit

Friede sei in diesem Hause

Weigere dich nicht, dem Dürf­tigen Gutes zu tun, so deine Hand von Gott hat, solches zu tun.
(AT)

Über elf Jahre lang bot die Mut GmbH, ein gemein­nütziges Unternehmen der Ärzte­kammer Berlin, in ihrer „Obdachlosen­praxis vom Ostbahnhof“ auf der Straße lebenden Menschen dringend benötigte Unterstützung sowie wichtige medizinische Versorgung. Den Bedürftigen wurden in der Tagesstätte warmes Essen, frische Kleidung, soziale Betreuung u.v.m. angeboten.

Aufgrund finanzieller Schwierig­keiten wurde 2012 ein neuer Träger gesucht und in Gestalt des Humanis­tischen Verbandes Deutschlands (HVD) Berlin-Brandenburg auch gefunden. Doch einigen selbsternan­nten Moralaposteln war dies ein brennender Dornbusch im Auge.

Eine Unter­vermie­tung an den HVD „wird namens und in Voll­macht der Eigen­tüme­rin abgelehnt“.

Die Räume der Obdachlosen­einrichtung befinden sich in Gemeinde­räumlich­keiten der evangelischen Kirche. Und diese sieht sich bis heute außer Stande, ihre Mimositäten zugunsten der Ärmsten der Armen abzulegen. Stattdessen wird aus allen Rohren gegen den HVD gewettert: Mit den Vorwürfen „anti-kirchlicher Ziele“ sowie dem Bestreben nach „Eindämmung der Dominanz christlicher Kirchen“ kündigte die nächstenliebe evangelische Kirche kurzerhand den Mietvertrag, ohne Rücksicht auf die davon betroffenen Menschen am Rande der Gesellschaft. Wahrlich christlich.

Mittlerweile läuft die Suche nach einem neuen Träger, um die Einrichtung kirchengenehm erhalten zu können.

Ihr Kinderlein kommet

Kindliche Gemüter sind besonders leicht zu beein­flus­sen und zu prägen. Das wissen natürlich auch die Kirchen­vertreter ganz genau und setzen daher alles daran, möglichst viele Kinder­tages­stätten unter ihre Träger­schaft zu bekommen und somit leichten Zugang zu den künftigen Kirchen­steuer­zahlern zu erlangen. Vertreter der Geistlich­keit machen keinen Hehl aus der Bedeutung von Kitas für Missio­nierung und frühkindliche Evange­lisierung:

„Die wichtigsten institutionellen Orte christ­licher Elementar­bildung sind die kirchlichen Kinder­tages­stätten.“, so Bischof Wolfgang Huber 2009, seinerzeit Rats­vorsitzen­der der EKD. Huber weiter: „[…] bieten sich missio­narische Chancen für die christ­lichen Kinder­tages­stätten.“ Und der Vorsitzende des katho­lischen Bonifatius­werkes, Erzbischof Hans-Josef Becker, stimmt fröhlich mit ein: „Hier findet […] ein wichtiger Beitrag zur Evange­lisierung statt, der nicht nur die heran­wachsen­den Kinder und Jugend­lichen betrifft, sondern ebenso das familiäre Umfeld.“

Die Kirchen argumentieren gerne mit vermeint­lich geringeren Kosten für die Einrich­tungen, um diese unter ihre Fittiche zu bekommen. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille: Daß die Kirchen erhebliche staatliche Zuwen­dungen erhalten sowie praktisch keine Steuern zahlen, wird gerne verschwiegen. Letztlich wird nichts gespart, sondern nur umverteilt – schluß­endlich kommt doch wieder der Steuer­zahler dafür auf.

Besonders perfide ist die Strategie der Kirchen, sich nach der Über­nahme einer Einrichtung unter Androhung ihrer Schließung der finan­ziellen Verant­wortung zu entziehen und den Eigen­anteil beständig zu reduzieren. So kommt es, daß viele der einst zu sagen­haften 10% von der Kirche getragenen Kitas mittlerweile wieder zu 100% von der Allgemein­heit bezahlt werden.

Letztlich haben die Kommunen damit wieder die gleichen Kosten wie zuvor, jedoch zusätzlich die Pest im Haus. Und die Kirche lacht sich ins Fäust­chen, da sie sich ins gemachte Nest setzen und ohne weitere eigene Kosten kleinen Kindern ihren mittel­alter­lichen Aber­glauben einimpfen kann.

Vergib ihnen nicht, denn sie wissen, was sie tun

Allzu gerne sieht sich die Kirche selbst in der Rolle des Opfers und des Verfolgten, wenn es mal wieder Kritik hagelt. Stets sind die anderen schuld, niemals die eigene Institution. Besonders deutlich wurde dies jüngst durch die Aussagen von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der römischen Kongregation für die Glaubenslehre – früher auch bekannt und beliebt als „Heilige Inquisition“ –, als er nicht nur von einer „künstlich erzeugten Wut“ gegen die katholische Kirche sprach, sondern sich gar zu einer unterstellten „Pogrom­stimmung“ aufschwang. Ganz großes Kaliber.

Zum einen zeigt dies allein schon mehr als deutlich die vollkommen verzerrte und abgehobene Selbstwahr­nehmung der Kirche, die sich offenbar über jegliche Kritik erhaben wähnt und sofort die berufs­beleidigte Leberwurst spielt, wenn man ihr mal auf die Finger haut. Andererseits jedoch war der Herr Erzbischof um markige Sprüche und fragwürdiges Verhalten noch nie verlegen. Auch Nazi-Vergleiche sind ihm durchaus vertraut und offenbar immer willkommen. Einige Beispiele:

  • Als Bischof von Regensburg versetzte er 2004 einen wegen sexuellen Mißbrauchs bereits vorbestraften Kaplan in einen neuen Stall, ohne die dortigen Schäfchen über das Hobby ihres neuen Hirten zu informieren. Erfahren haben sie es erst, als der Mann rückfällig wurde.
  • In einem Rechtsstreit mit Michael Schmidt-Salomon (Autor des „Ferkelbuchs“) 2008 stellte Müller nicht nur absurde, persönlich­keits­verletzende Behauptungen bis hin zum Vorwurf des Anti­semi­tismus auf, sondern nahm es auch mit der laut seiner eigenen Dienst­vorschrift gebotenen Wahrheit nicht allzu genau und wähnte sich in der dünnen Höhenluft seiner Kanzel offenbar über dem Grund­gesetz schwebend.
  • Von einer „Kampagne gegen die Kirche“ grollte er in einer Predigt am 20. März 2010 gegen die Medien, deren Berichte über Mißbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen ihn an die Kirchen­feindlich­keit der NS-Zeit erinnerten.
  • Kircheninternen Gegnern und aufgeklärteren, reformwilligen Kräften springt er wortgewaltig an die Gurgel, wie z.B. beim 98. Deutschen Katholiken­tag 2012: „Es kann nicht sein, dass Leute, die von sich aus nichts zustande bringen, sich an die großen Veranstal­tungen dranhängen und eine parasitäre Existenz­form bringen.“ Nun, das könnte der gute Mann auch auf sich selbst anwenden: Wer zahlt doch gleich nochmal die Gehälter von ihm und seines­gleichen?

Im Zusammenhang mit der Abweisung einer möglicher­weise vergewaltigten Frau in zwei katholischen Kranken­häusern und der daran entbrannten heftigen Kritik stieß der Kölner Erzbischof Joachim Meisner in das gleiche Gotteshorn. Pflichtgemäß unterstellte auch er eine zunehmende „Häme und Aggression“ gegenüber der Kirche sowie um sich greifende „Katholiken­phobie“. Man mag es seinem Alter schulden und milde Nachsicht walten lassen.

Ich weiß nicht, wieviel Weih­rauch man schnüf­feln muß, um die zum großen Teil berech­tigte Kritik an der Insti­tution Kirche mit einem Pogrom gleich­zu­set­zen.
(Volker Pispers)

Doch sowohl Pogrom-Müller als auch Väterchen Meisner übersehen geflissentlich, daß sie mit ihrer Anmaßung der Opferrolle und überheblichen Selbst­bemit­leidung das Unglück der wahren Opfer von Verfolgung und Religions­feindlich­keit weltweit bagatel­lisieren und verharmlosen. Beiden scheint zudem nicht bewußt zu sein, wo die Ursachen für die zunehmende Kritik und auch durchaus Feindlich­keit der Kirche gegenüber zu suchen sind. Sie scheinen vollkommen blind zu sein für die Tatsache, daß bei aller Polemik und gelegentlicher Übertreibung die Kritik im Kern zumeist mehr als berechtigt und auch notwendig ist. Das Ignorieren der Fakten und Verun­glimpfen der Kritiker ist natürlich einfacher, als den eigenen Saustall endlich einmal gründlich auszumisten und die Spinn­weben aus den geistigen Ecken zu kehren.

Insbesondere Großinquisitor Müller sollte sich zudem einmal über die eigentliche Bedeutung des Wortes Pogrom informieren. Von reihenweise angezündeten Kirchen und von marodierenden Mobs durch dunkle Gassen gejagten Klerikern ist zumindest hierzulande eher selten etwas zu lesen. Bei derartig unüberlegten Bemerkungen braucht sich die Kirche nicht zu wundern, wenn sie neben aller Kritik auch zuneh­mend beißenden Spott auf sich zieht.

Ein Kalkbergwerk ist nichts im Vergleich zu solch ewig­gestrigen Klerikern, denen ihr Aberglaube über alles geht und die jeglichen Sinn für die Realität und die echten Bedürfnisse der Menschen verloren zu haben scheinen. Wer wie Müller den Menschen allein darauf reduziert, „Gott zu erkennen und Gott zu lieben“, wer die Überwindung der „säkularen Sicht auf den Menschen“ fordert und dabei selbst in einer abstrusen Märchenwelt lebt, der ist in der realen Welt fehl am Platze.

Ehebruch im Kindergarten

Ein katholischer Kindergarten in Rauschendorf/Königswinter bei Bonn, 2012. Frau K., verheiratet, leitete diesen Kindergarten viele Jahre lang und war sowohl bei Eltern als auch bei den Kindern sehr beliebt, galt als kompetent und engagiert.

Dann kriselte es in ihrer Ehe, sie ließ sich scheiden, fand eine neue Liebe. Menschlich und biologisch das Normalste der Welt, aber nicht so für die katholische Kirche, die ihre ganz eigene wider­natürliche Moral­vorstellung von lebenslanger, monogamer Treue in Form von Ehe propagiert. Eine Scheidung komme einem Ehebruch und somit der Verletzung des sechsten Gebots gleich, heißt es – Frau K. wurde fristlos entlassen.

Wie man Kindern gegenüber diese sogenannte „Toleranz“ und „Nächstenliebe“ erklären soll, läßt die Kirche offen. Ebenso, warum das Privat­leben ihrer Mitglieder wichtiger zu sein scheint als ihr soziales Engagement. In dieses weltfremde Bild paßt auch, daß nach ersten Protesten seitens der Eltern die gesamte Geschichte inklusive Namen und persönlicher Details der Beteiligten in einem mehrseitigen kirchlichen Rund­schreiben publik gemacht wurde. Die verantwortliche Autorin ist sich natürlich keiner Schuld bewußt, Datenschutz und Persönlich­keits­rechte mit Füßen getreten zu haben – die Interessen der Kirche wiegen offensichtlich schwerer.

Der zuständige Pfarrer empfahl Frau K. die Annahme einer Stelle in einer anderen Stadt, wo man von ihrem „sündigen“ Lebenswandel nichts wüßte. Im Klartext: Die Sache an sich ist gar nicht das Problem, sondern die geheuchelte Schön­wetter-Fassade soll ja nur keine Schmutz­flecken bekommen. Immerhin brachte er in wohlüberlegten Worten – er ist schließlich Seelsorger – seine Dankbarkeit und Wertschätzung für die geleistete Arbeit wie folgt zum Ausdruck: Frau K. sei ein „schädliches Ärgernis“ – wahrlich christlich. In einem katholisch erodierten Geist geht mit der Zeit offensichtlich jeglicher Sinn für Anstand und Respekt verloren.

Und stellten fest, dass die Kirche der Träger des Kinder­gar­tens ist, dass sie Perso­nal aus­sucht, ihm kündigt und sich bevor­zugt für katho­lische Kinder ent­schei­den kann, dass sie ihn aber gar nicht finan­ziert.

Nach massiver Gegenwehr der gesamten Elternschaft kündigte schließlich die Stadt der katholischen Kirche die Trägerschaft. Unter dem neuen Träger darf Frau K. zwar weiter­arbeiten, aber ob der Frieden von Dauer sein wird, ist fraglich. Auch für die Kinder hat sich nichts zum Besseren geändert – sie werden auch weiterhin mit religiösem Aber­glauben belästigt und zu künftigen Kirchen­steuer­zahlern erzogen.

Die Pest haben sie zwar besiegt, doch dafür holten sie sich die Cholera an Bord – der neue Träger des Kindergartens ist die evangelische Kirche.

Selig sind die Barmherzigen – aber arbeitslos

In der Bevölkerung scheint noch immer die Ansicht weit verbreitet zu sein, die Kirche würde die für sie vom Staat eingetriebene Kirchensteuer nutzen, um ihre sozialen Aufgaben wahr­zu­nehmen und die von ihr betriebenen Einrichtungen wie Schulen, Kitas, Kranken­häuser etc. zu finanzieren. Und die Kirche selbst tut in ihren Broschüren und Info­blättchen auch alles, um diese „Caritas-Legende“ aufrecht zu erhalten.

Die Realität sieht indes ganz anders aus. Von den rund 10 Mrd. € Kirchensteuer (Stand 2012) werden lediglich rund 10% für soziale Zwecke aufgewendet. Praktisch alle unter der Trägerschaft der Kirchen stehenden sozialen Einrichtungen werden zum Großteil oder gar zu 100% vom Staat bzw. den Kommunen finanziert.

Besonders deutlich wird dies bei den „Flagg­schiffen“ der Kirchen, den beiden Wohl­fahrts­verbänden Caritas und Diakonie. Beide zusammen verfügen über ein jährliches Budget von über 40 Mrd. €. Die Kirche zahlt davon lediglich rund 800 Mio. € – das sind weniger als 2%. Doch obwohl die Kirche also praktisch nichts dazu beisteuert, setzt sie auch hier ihr „Kirchenrecht“ durch, sofern man dabei überhaupt von Recht im Sinne einer modernen, demokra­tischen Gesell­schaft sprechen kann.

Beide Verbände mußten sich wiederholt mit Vorwürfen der Ausbeutung von Leih­arbeitern auseinander­setzen. Auch ihre regulären Angestellten genießen noch immer bei weitem nicht die Rechte und den Arbeit­nehmer­schutz wie in der freien Wirtschaft (siehe z.B. Streikrecht). Zudem steht auch hier die Loyalität gegenüber dem göttlichen Arbeit­geber weit über der persönlichen Leistung und dem sozialen Engagement den Bedürftigen gegenüber. Eine jahrelange, aufopfe­rungs­volle Sozialarbeit ist z.B. kein Hinderungs­grund für eine fristlose Kündigung, wenn ein Arbeit­nehmer aus Unzufrieden­heit über den mangel­haften Umgang der Kirchen mit den ihr zur Last gelegten Vorwürfen seinen Austritt erklärt.

Auch die zweifelhafte Moral- und Sittenlehre insbesondere der katholischen Kirche kann zum Problem werden, wenn beispielsweise ein von einer katholischen Stiftung getragenes Altersheim einen pflegebe­dürf­tigen Rentner nur aufgrund dessen Homo­sexualität strikt abweist. „Die Schwestern wollen das nicht“ hieß es. Schließlich sei das Stift eine katholische Einrichtung. Nach öffentlichem Protest, auch von Seiten des Stadtrats, ruderte das Stift zurück. Wie üblich heißt es dann, „war ja nicht so gemeint“ und es wäre „bedauerlich“. Doch glaubwürdig sind solche Ausflüchte schon lange nicht mehr, denn die Ursachen liegen tiefer. Der betroffene Rentner hat mittlerweile einen Platz in einem anderen Heim gefunden.

Zumindest jedoch um soziale Gleich­behand­lung ihrer Mitarbeiter sind die kirchlichen Verbände bemüht. Als 2009 im Raum Hannover mehrere Alten- und Pflegeheime aus finanziellen Gründen abgegeben werden mußten, übernahm das Berliner Evangelische Johannes­stift den größten Teil der Anteile. Damit werden die Mitarbeiter in Hannover jetzt nach gleichem Tarif wie in Berlin bezahlt, nämlich dem Tarif der Evange­lischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der um rund 13% niedriger liegt. Wahrlich christlich.

Geben ist seliger denn Nehmen – aber unprofitabel

Sogar in den Reihen der Kirche ist die propagierte Nächstenliebe oftmals nur die Liebe zu sich selbst und dem eigenen Klüngel. Während viele Gemeinden finanziell ums Überleben kämpfen, lassen es sich die hohen „Würdenträger“ der Kirche gut gehen. Sowohl Bischöfe als auch die Kardinäle mit ihren drolligen Bistro­gardinen um den Bauch führen i.d.R. kein schlechtes Leben, welches oft genug noch nicht einmal von der Kirche selbst finanziert wird, sondern von der Allgemeinheit.

Offiziell zwar bettelarm, ist die Kirche sowohl in Deutschland als auch weltweit jedoch eine der reichsten Institutionen und ein Wirtschafts­konzern, der im Geld schwimmt. Der Vatikan besitzt weltweit unzählige hochwertige Immobilien in besten Lagen, der Reichtum und Prunk in den eigenen Häusern wird schamlos offen zur Schau getragen, die bischöf­lichen Stühle in Deutschland bunkern Milliarden an Barreserven, da sie keiner Finanz­aufsicht unterliegen und keinerlei Rechenschaft schuldig sind, ein verworrenes Geflecht aus jahr­hunderte­alten Verträgen und überholten Privilegien sichert der hiesigen Kirche zudem jährliche Milliarden­einnah­men aus der Staats­kasse und massive Steuervorteile. Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß die Kirche in Deutschland, zumindest in den oberen Bereichen der Hierarchie, als Parasit recht gut auf Kosten des Staates lebt.

Da darf sich dann beispielsweise der Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst, ein selbstverliebter Lebemann und Genießer der Annehm­lichkei­ten eines gefüllten Geldbeutels, auch schon mal für viele Millionen Euro einen schicken neuen Bischofs­sitz hinstellen lassen und erster Klasse zu angeb­lichen Hilfs­projekten um die halbe Welt jetten. Die Bedürf­tigen in den indischen Slums werden sicher zutiefst beglückt gewesen sein, einen kern­gesunden, sonnen­gebräun­ten, gesättigten und ausgeruhten Mitarbeiter Gottes bei sich begrüßen zu dürfen. Wahrlich christlich. Und auch diesem Herrn scheinen seine eigenen Richt­linien und Gebote nicht geläufig zu sein, gab er doch im Zusam­men­hang mit seinen Flug­reisen eine falsche eides­statt­liche Versicherung ab.

Dem fröhlichen Geschacher an der Spitze gegen­über stehen die kleinen Pfarrerin­nen und Pfarrer an der Basis, die selber tat­säch­lich auf Barm­herzig­keit angewiesen sind und regelmäßig bei ihren Gemeinden betteln müssen; die darum bitten müssen, zu einem Frühstücks­gottes­dienst das Essen selbst mitzu­bringen sowie die Gemeinden, die ihre Kirche aufgeben bzw. verkaufen müssen, nur weil vergleichsweise lumpige 80.000,– € für eine Sanierung fehlen. Tatsächlich jedoch ist das Geld reichlich vorhanden – es ist nur falsch verteilt.

Weitere christliche Herzlichkeiten

Eine unvollständige Auflistung weiterer, teils systema­tischer, Vergehen im Namen der Kirche:

  • EU-weit ist dem simbab­wischen Diktator Robert Mugabe die Einreise verboten. Doch seine katho­lischen Überzeu­gungen und offen zur Schau getragene Homo­phobie sind im Vatikan offenbar jederzeit willkommen. Papst Franzis­kus verbeugte sich artig vor dem Mann, dem Korruption sowie zahlreiche Verbrechen gegen die Mensch­lichkeit vorge­worfen werden und der sich lieber mit Schweinen als mit Homo­sexuel­len umgibt. (Queer)

  • In Spanien und Australien wurden jahrzehnte­lang jungen, unverhei­rateten und oftmals noch minder­jährigen Müttern ihre neuge­borenen Babys entrissen, um sie Fremden, der Kirche und dem Staat geneh­meren und „zuverläs­sigeren“ Familien, zur Adoption anzubieten. In vielen Fällen wurde den Müttern gesagt, ihr Kind wäre verstorben oder aber die Mutter sei schlichtweg eine schlechte Frau und das Kind komme in eine ehrbare, katholische Familie. Später wandelte sich die Ideologie gar zum Geschäft. (Badische Zeitung)

    In Australien wird dieses dunkle Kapitel in christ­lichen Kreisen teilweise bis heute gut­geheißen, während zumindest die Regierung ihr Versagen eingesteht. (n-tv)

  • Die Friedens­nobelpreis­trägerin Agnes Gonxhe Bojaxhiu, besser bekannt als Mutter Teresa, kümmerte sich als Ordens­schwester mehr um ihr eigenes Seelen­heil und ihr irdisches Wohl denn um die ihr anver­trauten Kranken. Sie recht­fertigte das Elend ihrer Schütz­linge und die zum Teil verheerenden hygie­nischen Zustände in ihren zuletzt weltweit 517 Missionen im Namen Gottes und mit der durch das Leiden entstehen­den Nähe zu Jesus Christus. Nicht grundlos trug sie den Beinamen „Todes­engel von Kalkutta“. Zur Wahrung des schönen Scheins wurde sie im Schnell­verfahren 2003 selig­gesprochen. (Süddeutsche)

  • Seit 1945 wurden in den Niederlanden tausende Mädchen von katho­lischen Geist­lichen sexuell missbraucht und körper­lich misshandelt. Viele der Fälle sind inzwischen verjährt. (ORF)

  • In Irland wurden bis in die 1990er Jahre tausende Frauen und Mädchen in katho­lischen Heimen wie Sklaven gehalten und mit Wissen des Staates zu Zwangs­arbeit verdonnert. (taz)

  • Die Kirche biegt sich ihre eigenen Regeln stets so zurecht, wie sie es gerade benötigt. Ohne Rücksicht auf die Rechte der Frau und die Umstände wird gegen Abtreibung gewettert, da schon eine befruchtete Eizelle als Mensch angesehen wird. Wenn jedoch in einem kirch­lichen Kranken­haus eine schwangere Frau und ihre ungebo­renen Zwillinge aufgrund unterlassener Hilfe­leistung sterben, versucht sich die Klinik mit dem Argument, Föten seien noch keine Menschen, aus der Verant­wortung zu stehlen. (Colorado Independent)

  • Immer wieder beweist insbesondere die katholische Kirche, daß ihr das eigene Wohl sowie die Wahrung ihrer Dogmen und verkalkten Ansichten wichtiger sind als Menschen. Vor allem Kinder haben immer wieder unter dieser Heuchelei zu leiden. In den USA kündigte jüngst die katholische Kirche der ehren­amt­lichen Organisation „Bikes N’ Roses“ die finanzielle Unter­stützung, da diese einer Gruppe angehöre, welche sich für die Rechte von Einwan­derern und auch Homo­sexuellen einsetzt. Da müssen die Kinder aus ärmlichen Verhält­nissen ganz im Sinne der Kirche eben wieder zu Fuß gehen, wenn „Bikes N’ Roses“ ihnen keine Fahrräder mehr zur Verfügung stellen bzw. reparieren kann. Beim Laufen kann man ja auch viel besser die Bibel lesen als auf dem Fahrrad. (Queer)

Fazit

Kaum jemand bricht die eigenen Regeln mehr als die Kirchen. Nach außen hin werden die Zehn Gebote gepredigt, doch dahinter verbirgt sich ein eiskalter, korrupter Wirtschafts­konzern, dem es noch nie wirklich um die Menschen oder deren Bedürfnisse ging, sondern einzig um sich selbst und den eigenen Einfluß. Und dieser Zustand soll mit aller Macht erhalten, ja noch erweitert werden, ohne Rücksicht auf Verluste.

Kritiker in den eigenen Reihen werden seit je her mundtot gemacht oder in die hinterste Provinz straf­befördert, um fortan Fuchs und Hase zu missio­nieren. In kirchen­eigenen Einrichtungen werden Abtrünnige unter Berufung aufs Kirchenrecht und die geforderte Loyalität gegenüber ihrem göttlichen Arbeitgeber kurzerhand fristlos entlassen. Und falls nötig, wird auch schon mal einfach geklagt – die Gerichts­kosten zahlt schließlich die Allgemeinheit.

Mit einem verlogenen Schild aus Halb­wahr­heiten, Verun­glimpfun­gen und Vertuschungen igelt sich die Kirche ein, auf daß ja niemand am güldenen Lack des göttlichen Heiligen­scheins kratze und die greisen Herrschaften in ihrem Elfen­beinturm weiter ungestört ihrer Selbst­beweih­räucherung und ihren feuchten Träumen frönen können.

Würden sich die selbsternannten Vertreter Gottes nur einen einzigen Tag lang auch mal selbst derart strikt an die Zehn Gebote halten, wie sie es von ihren Mitgliedern und insbesondere Angestellten erwarten und Verstöße dagegen ebenso strikt ahnden wie z.B. im Fall von Frau K. – die Kirche müßte von heute auf morgen aufgrund Personal­mangels dichtmachen. Selbst am Petersdom prankte dann nur noch ein großes Schild: „Zu vermieten“.

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