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2015

1. Mai 2015

Diebstahl konsekrierter Hostien

Jesus in Frankreich entführt – wieder einmal

Nachdem vergangene Woche im französischen Hendaye ein Behältnis mit konsekrierten Hostien entwendet wurde, appelliert der zuständige Bischof von Bayonne inständig an die unbekannten Täter um Rückgabe der allerheiligsten Kostbarkeit. Inzwischen soll jedoch eine anonyme Lösegeld­forderung eingegangen sein.

Der Diebstahl von kirchlichen Kultobjekten, Vandalismus in Kirchen und auf Friedhöfen im Land wachse ständig, doch „um wieviel mehr verletzt die Entweihung der konsekrierten Hostie, der Essenz unseres Glaubens, unser Herz!“, so der Bischof, der zurzeit in Rom weilt. Für Katholiken repräsentiert die feierlich gewandelte Hostie den wahrhaftigen Leib Christi, ein Diebstahl komme praktisch einer Entführung Gottes gleich. Ein Priester wird mit den Worten zitiert: „Es ist schwierig, diesen Vorfall zu interpretieren. Er ist für uns Katholiken äußerst besorgnis­erregend“, denn in der konsekrierten Hostie „verehren wir Jesus Christus“.

Vergangene Woche war ein Behältnis (Ziborium) mit mehreren bereits gewandelten Hostien aus der Kirche entführt worden, seitdem fehlt von den Opfern jede Spur. Solche Vorfälle sind keine Seltenheit. 2013 wurde ebenfalls in Frankreich in der Stadt Vienne der Tabernakel in der Pfarrei Naintré aufgebrochen und zwei konsekrierte Hostien entwendet. 2014 klagte die Erzdiözese Oklahoma City gegen die Veranstalter einer schwarzen Messe auf Herausgabe einer konsekrierten Hostie, da diese nach Ansicht der Erzdiözese nur durch unerlaubte Mittel in den Besitz der Satanisten gelangt sein konnte. 2008 führte die Entwendung und publikums­wirksam im Web zur Schau gestellte Entweihung einer Hostie gar zu wüsten Beschimpfungen und Mord­drohungen gegen den Täter.

Dramatische Zuspitzung

Im aktuellen Fall hat sich neuesten Meldungen aus der Region zufolge die Situation nun allerdings noch einmal dramatisch verschärft. Es soll ein anonymes Schreiben eingegangen sein, in welchem die Täter weitere drastische Folgen ankündigen, sollte ihren Lösegeld­forderungen nicht entsprochen werden. Als unmiß­verständliche Warnung enthielt das Schreiben bereits Krümel und winzige Bruchstücke, welche „zweifellos den Geiseln zuzuordnen seien“, so ein Priester. Um welche Körperteile Jesu es sich dabei handele, könne noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Fest stehe aber, daß mindestens einer der entführten Jesusse bereits schwer mißhandelt und verstümmelt worden sei. Und die Entführer drohen unverhohlen weitere Folter an: So werde man im Falle der Zahlungs­verweigerung zunächst jede dritte Hostie unter Vanilleeis lebendig begraben, um sie anschließend mit siedendem Himbeersirup zu übergießen und im Beisein unschuldiger Kinder gemeinsam genüßlich zu verspeisen. Der Priester, welcher den Brief öffnete, brach angesichts der angedrohten kulinarischen Gewalt unter Weinkrämpfen zusammen und muß seitdem seelsorgerisch behandelt werden. Sein Zustand wird als kritisch eingeschätzt.

Als Beweis ihrer Entschlossenheit legten die Geiselnehmer zudem ein Foto bei, welches eine wehrlose, vor Todesangst kreidebleiche Hostie zeigt, umringt von 12 offensichtlich homo­sexuellen Gummibärchen. Die gesamte Gemeinde stehe unter Schock, so ein Sprecher, der sichtlich um Fassung ringt. Zwar gäbe es in der Welt und auch in der Kirche selbst genügend gravierende Probleme, doch all das verblasse angesichts dieser unfaßbaren Tragödie und der Sorge um die entführten Hostien. Auch die traditionellen nach­mittäg­lichen Spielstunden mit den Ministranten seien bis auf Weiteres abgesagt.

Theologen rätseln derweil über ein Phänomen, welches auch bei früheren Geiselnahmen von Hostien zu beobachten war. So ist bislang kein einziger Fall dokumentiert, in dem es eine entführte Hostie aus eigener Kraft aus ihrer Gefangenschaft zurück in ihre Heimatkirche geschafft hätte. Auch hat sich bislang keine Hostie gegen ihre Entführung zur Wehr gesetzt. Es scheint, als würde der zum Brot gemachte Herr seine Allmächtigkeit verlieren.

Solidaritätswelle

Aus dem Vatikan war bislang keine offizielle Stellung­nahme zu verlauten, doch im deutsch­sprachigen Raum zieht die Welle der Anteilnahme indes immer weitere Kreise. So sah sich der bekannte TV-Pastor Wolfgang Wegert direkt zu einer gut vorbereiteten, spontanen Beileids­predigt veranlaßt, in welcher er die „Godnapper“ mit Flugzeug­entführern verglich – eventuell müssten Teile der Predigt aber noch aus der Sendung rausgestrichen werden. Die stets wortgewaltige „Kampfgruppe Antike theologische Halluzi­nationen“, kurz kath.net, brachte umgehend ihre Solidarität mit der eigens dafür gegründeten Stiftung „Backwerk in Not“ zum Ausdruck. Und sogar die selbsternannten Lebensschützer und besorgten Eltern sprangen in der ihnen eigenen, putzigen intellektuellen Unbeflecktheit mit auf den stehenden Zug auf und forderten ein unverzügliches Verbot frühkindlicher Konditoral­erziehung sowie ein entschiedenes „Nein!“ zu Plätzchen­bäckerei in Kitas und Grundschulen.

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